Sozialfirmen

Workshop
18. Juni 2012


Workshop 18. Juni 2012
"Sozialfirmen - ein Modell für die Caritas in NRW!?"

Diese Fragestellung bewegte rund 50 TeilnehmerInnen aus den Diensten und Einrichtungen zur Integration durch Arbeit der Caritas in NRW.

Heinrich WesterbarkeyHeinrich Westerbarkey, Sprecher der Fachgruppe Integration durch Arbeit der Caritas in NRW, stellte in seiner Begrüßung fest: "Angesichts der Tatsache, dass rund 80- bis 100.000 Langzeitarbeitslose in NRW ohne Chance sind, ist das Zurückfahren der öffentlich geförderten Beschäftigung ein Skandal. Integration durch Arbeit der Caritas stellt den Menschen in den Mittelpunkt und engagiert sich deshalb für die Schaffung organisatorischer und unternehmerischer Voraussetzungen eines sozialintegrativen Arbeitsmarktes und der politischen Voraussetzungen für den sogenannten 'Passiv-Aktiv-Transfer'".

Prof. Dr. Carlo KnöpfelMit einem Grundsatzreferat führte Prof. Dr. Carlo Knöpfel von der Fachhochschule Nordwestschweiz in die Problemstellung ein. "Sozialfirmen sind eine richtige Lösung, ... aber man muss immer beachten für welches Problem! Das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit ist strukturell. Sozialfirmen bieten keine sinnlose Beschäftigung, sondern agieren am Auftragsmarkt. Dort sind sie als komplementär gewollt angesehen und werden nicht als Konkurrenz betrachtet. Eine Sozialfirma zu gründen heißt, Unternehmer werden für Leute, die sonst nirgends Arbeit finden, die aber arbeiten wollen und die Aussage "ich arbeite, also bin ich" leben." Prof. Knöpfel, der bei der Caritas Schweiz über Jahre die Entwicklung der Sozialfirmen begleitet hat, machte deutlich, dass Sozialfirmen für diese Integrationsleistung gefördert werden müssen. Deshalb gelte es, den politischen Willen für die Realisierung des "Passiv-Aktiv-Transfers" zu schaffen, denn, so Knöpfel, "wir haben keine Vorstellungen, was das Nichtstun kostet".

Martina Maaßen MdLDie arbeitsmarktpolitische Sprecherin der grünen NRW-Landtagsfraktion, Martina Maaßen MdL, sprach sich engagiert für die Rücknahme der Kriterien Zusätzlichkeit, Gemeinnützigkeit und Wettbewerbsneutralität für Maßnahmen zur Integration durch Arbeit aus und forderte stattdessen ein System, das helfe, Stigmatisierungen abzubauen, Solidarität zu stärken und Inklusion zu praktizieren. Sie kündigte ein Modellprojekt 'Sozialer Arbeitsmarkt NRW' für die Förderphase 2012 bis 2015 an, in dem innovative Handlungsansätze erprobt werden sollen. Dabei soll auch, soweit landesrechtlich möglich, ein Aktiv-Passiv-Transfer erprobt werden. Ihre Ausführungen stellte Martina Maaßen unter das Motto 'Besser Arbeit finanzieren als Arbeitslosigkeit bezahlen'.

"Was können wir von der Schweiz lernen?" war eine leitende Fragestellung der abschließenden Diskussionsrunde. Deutlich wurde, dass langfristige, gesicherte Grundlagen für Sozialunternehmen geschaffen werden müssen und einzuführende Integrationsabgaben eine Voraussetzung für das Bestehen am Auftragsmarkt sind. Die Caritas mit ihrer vielfältigen Trägerlandschaft und den unterschiedlichen Diensten und Einrichtungen ist eine Macht, die Sozialunternehmen zur Integration durch Arbeit in den eigenen Strukturen aktiv fördern könnte.


Die Präsentationen zu den Referaten: